16.02.2020
Wie man als Führungskraft die Bodenhaftung behält

4-Augen-Gespräche wirken fast Wunder, wenn es darum geht, mit der Realität in Verbindung zu bleiben

Unternehmen sind etwas Faszinierendes. Unternehmen sind ein wunderbares Spiegelbild der Unterschiedlichkeit von uns Menschen. Was da in Gottes wunderbarem Tiergarten so alles kreucht und fleucht! Und was diese unterschiedlichen Menschen in unseren Firmen dort so alles machen!

Ein wunderbarer Nährboden

Die Zentrale erhöht fröhlich jährlich ihre Umlage, um damit Probleme zu lösen, die ohne die Zentrale gar nicht da wären. Das Unternehmen schließt das Jahr mit einem Top Ergebnis ab. Das ist Grund genug für die Unternehmensleitung, das nächste „Cost-Cutting“ Programm zu starten. Und jetzt wird auch noch digitalisiert: die Personalabteilung bekommt maximale Transparenz durch einen neuen Prozess. Und ich als Chef spreche beim Zielegespräch nicht mehr mit meinem Mitarbeiter, sondern wir starren jetzt beide gemeinsam auf den Bildschirm, um das Online-Ziele-Formular richtig auszufüllen.Unternehmen sind ein wunderbarer Nährboden für allerlei Unsinn. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen dabei geht, aber ich finde das großartig! Eigentlich müsste man das doch mal verfilmen. Wenn es nur nicht so ermüdend wäre.

Die Gefahr abzuheben

Führungskräfte haben eine sehr wichtige Rolle im Unternehmen! Warum? Sie müssen die Brücke bauen zwischen ihrer Unternehmensleitung und der ... realen Welt. Klar, Unternehmensleitungen brauchen Weitblick. Sie müssen sich um das große Ganze sorgen, den Kopf über den Wolken haben. Die Gefahr dabei ist, in abstrakten Strategien zu schweben, abzuheben, und den Kontakt mit der Bodenstation zu verlieren. Eine Frage an Sie, falls Sie selbst Verantwortung für Mitarbeiter tragen: Wann haben Sie das letzte Mal einem Mitarbeiter, der eine, zwei oder drei Ebenen unter Ihnen eine Rolle ausfüllt, 30 Minuten Ihrer Zeit für ein persönliches 4-Augen-Gespräch geschenkt? Nicht um Ansagen zu machen, Aufgaben zu verteilen, sondern einfach nur zu fragen: • Wie geht es Ihnen? Wo haben Sie Probleme in Ihrer Rolle? • Macht das, wie wir als Führungsteam vorgehen, Sinn aus Ihrer Sicht? • Was könnte Ihnen helfen, ihren Job leichter zu erfüllen? Wie lange liegt so ein Gespräch bei Ihnen zurück? Wenn wir nicht mehr Zeit finden, mit unseren Mitarbeitern über deren Sicht der Dinge zu reden, wie solide ist denn dann unser eigenes Bild von der Realwelt? Können wir die Brücke überhaupt noch bauen? Oder anders gedacht: welches Signal senden wir an unsere Mitarbeiter, wenn wir ständig deren Regeltermine mit uns verschieben oder gar entfallen lassen: der Chef hat Wichtigeres zu tun, als mit dir zu reden!

Mein kleiner Rat

Daher mein Tipp: entscheiden Sie sich bewusst und diszipliniert, immer wieder, Zeit für 4-Augen-Gespräche mit Ihren Mitarbeitern zu investieren. Selbst 10 Minuten sind wertvoll. Stellen Sie Fragen, und seien Sie ehrlich interessiert! Nutzten Sie die Sicht Ihrer Mitarbeiter, um selbst die Füße immer wieder auf den Boden der Realität zu bekommen. Bitten Sie ab und zu um Feedback, um sich selbst weiter zu entwickeln. 4-Augen-Gespräche sind eine scheinbar kleine Sache, haben aber eine große Wirkung.

Ja, unsere Zeit ist knapp. Es gibt so viele andere wichtige Aufgaben als Chef: hier einen Bericht, da eine Auswertung, oder eine Entscheidungsvorlage vorbereiten. Dennoch, die Wirksamkeit, die Sie als Führungskraft durch ehrliche und offene 4-Augen-Gespräche gewinnen, wiegt das mehr als auf.

Eins noch:

Und noch was: Es soll ja in unserer digitalen Zeit mittlerweile Mitarbeiter in Unternehmen geben, die scheinbar gar nicht sprechen oder telefonieren können. Die versuchen sollen, alles online oder via email zu erledigen, selbst wenn die Zielperson nur einen Schreibtisch weiter sitzt. Sprechen Sie auch mit diesen digitalen „Nerds“. Persönlich. Auch „Nerds“ sind Menschen, denen Vier-Augen-Gespräche gut tun. ☺


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