Führen im Krisenmodus: Bringen Sie Ihre „Samurai“ nach vorne!

7 Tipps für Chefs auf dem Weg durch schwierigen Zeiten

In 30 Berufsjahren habe ich eine solche Situation noch nicht erlebt: Geschäfte bleiben geschlossen, Lieferketten brechen zusammen und Chefs suchen nach Wegen, um ihrem Unternehmen das Überleben zu sichern. Regierungen bringen milliardenschwere Schutzschirme auf den Weg, um ein wirtschaftliches Desaster zu verhindern. Und auf dem Markt für medizinische Schutzausrüstungen halten Wild-West-Methoden Einzug.

Andere sorgen sich, wie es nach der Krise weitergehen wird. Wie werden wir die Materialströme koordiniert wieder in Fluss bringen? Das wird nicht einfach. Wie geht es weiter, wenn Lieferanten oder Kunden nicht mehr da sind? Was kann ich tun, dass ich in der nächsten Krise weniger schlaflose Nächte verbringe als Unternehmer oder Führungskraft?

In der jetzigen unsicheren Zeit ist Orientierung und wirksame Führung kritisch für den Erfolg unserer Unternehmen. Es gilt, die existierenden Herausforderungen mit kühlem Kopf zu analysieren und entschieden voranzuschreiten. Richtung zu geben, Rahmen zu stecken. Es gilt aber auch, Ängste und Sorgen, die Viele von uns haben, nicht zu ignorieren. Und unseren Fokus auf das zu richten, was wir beeinflussen können. Ansonsten laufen wir Gefahr, uns in Gedanken- Spiralen der unlösbaren Probleme zu verlieren. In der Finanzkrise 2008 durfte ich schon einiges lernen, was in außergewöhnlichen Situationen wichtig ist. Ein paar meiner Gedanken möchte ich an dieser Stelle mit Ihnen teilen.

1. Rücken Sie mit den schlechten Nachrichten raus

Versuchen Sie schwierige Informationen nicht zurückzuhalten. Mitarbeiter habe die Erwartung, dass offen und ehrlich Informationen über den Ernst der Lage mit ihnen geteilt werden. Ansonsten entsteht schnell das Gefühl, dass es eine „versteckte“ Agenda gibt. Das schürt Misstrauen. Ist das einfach? Nein. In Krisensituationen ist es ein feiner Balance-Akt zwischen offen informieren und Panik erzeugen.

2. Sortieren Sie Ihre Prioritäten und fokussieren Sie neu

In der Krise ist vieles anders und neue Engpässe entstehen. Klären Sie daher, was ist denn wirklich wichtig und dringend? Wenn es um das Überleben einer Organisation geht, steht in häufig die Liquidität ganz vorne. Ist ihre Cash-flow Planung transparent? An welchen Stellen könnten sie aktiv verbessern, z.B. durch Verhandlungen mit Geschäftspartnern? Reduzieren Sie Ihre Kennzahlen auf wenige, die tatsächlich Relevanz haben, um so Geschwindigkeit zu gewinnen und Lösungsräume zu schaffen. Wie kann ich meine wichtigsten Mitarbeiter halten? Fokussieren Sie Ihre Energie auf Dinge und kleine Schritte, die Sie selbst beeinflussen können.

3. Holen Sie Ihre „Samurai“ nach vorne

Etablierte Prozesse funktionieren nicht mehr, Menschen sind verunsichert und in Schockstarre. In kritischen Situation sind daher andere Führungsqualitäten gefordert, als in normalen Zeiten. Auch wenn der Begriff „Samurai“ (=Dienender) hier etwas ungewöhnlich scheint, ist er für mich dennoch zutreffend. Exzellente Ausbildung, Gefühl für die Situation (nicht für alles gibt es jetzt Kennzahlen oder Daten) und Umsetzungsstärke sind gefordert. Holen Sie Ihre besten Mitarbeiter mit solchen Eigenschaften in den Vordergrund. Vielleicht haben Sie krisen-erprobte, kompetente Kollegen in Ihrer Organisation, die es nicht in die Chef-Etage geschafft haben, weil sie nicht „systemkonform“ waren. Jetzt sind diese Mitarbeiter vielleicht das Fundament, um durch die Krise zu kommen. Vielleicht sind es gerade diese Mitarbeiter, die mit ruhiger Hand, Wissen und Lebenserfahrung unaufgeregt steuern oder einen Beitrag bringen können.

4. Schalten Sie sichtbar in „Krisen-Steuerung“

Verändern Sie Ihre Führungsroutinen. Die Dringlichkeit und Unklarheit der Lage erfordert enge Abstimmung, koordiniertes Vorgehen, und Disziplin. Unkontrollierter Aktionismus bring Ihr Team nicht weiter. Ändern Sie dazu Ihre Besprechungs-Routinen. Treffen (ggf. über Video- Konferenzen) Sie sich öfter, kürzer, und zu definierten Zeiten. Vielleicht jeden Morgen und kurz vor Feierabend. Richten Sie dazu einen besonderen Raum ein („war room“), in dem Aktivitäten-Pläne und To-do Listen sichtbar sind, sofern Sie sich persönlich treffen können. Schärfen Sie die Klarheit und Präzision in Ihrer Sprache: kein „wir sollten“, sondern „wer macht was, bis wann, und warum“.

5. Verbinden Sie rational-strukturierte Vorgehensweise und emotionales „wir“-Gefühl

Häufig haben Manager den Ruf „kopflastig“ oder „Zahlen-Daten-Fakten“ Fetischisten zu sein. In der Krise reicht diese bemerkenswerte Fähigkeit allein nicht aus. Es gilt vielmehr neben dem systematischen Arbeiten und dem kühlen Kopf auch eine soziale Komponente zu kultivieren: das Gruppen-Gefühl. Menschen sind soziale Wesen und schöpfen Kraft aus Gemeinschaftsgefühl. Diese Kraftquelle anzuzapfen wird erfolgskritisch, insbesondere wenn Zeiten der Anspannung über einen längeren Zeitraum andauern. Seien Sie gerade in schwierigen Zeiten daher nahbar, machen Sie das Team sichtbar, und zeigen Sie sich als Teammitglied (ja, Chefs sind auch Teil des Teams) auch von Ihrer persönlichen Seite als Mensch.

6. Nehmen Sie als Kapitän Ihre Position auf der Brücke ein

Werden Sie als Chef sichtbarer für Ihre Mitarbeiter als sonst. Sprechen Sie live oder über Video-Konferenzen regelmäßig mit der kompletten Belegschaft. In Krisen wollen Menschen „ihren“ Kapitän sehen oder hören. Sprechen sie dabei offen über die Verschiebung von Prioritäten, geänderte Erwartungen Ihrerseits, und Änderungen in Vorgehen und Verhalten. Und … selbst wenn Sie noch nicht wissen, wie genau sie durch den Sturm segeln werden, verbreiten Sie dennoch die Zuversicht, daß Sie alle nötigen Talente und Expertisen im Team haben oder reinholen werden, und so die Krise meistern werden. Teilen Sie dabei Ihre Vision, wie sich das anfühlen wird, wenn Sie gemeinsam die Krise gemeistert haben werden und kommunizieren Sie auf dem Weg immer wieder Zwischen-Erfolge.

7. Achten Sie auf Ihre Gesundheit

Bei aller Anspannung, Unsicherheit und Stress: Kritisch für das erfolgreiche Meistern einer schwierigen Situation ist, dass die Leistungsträger auch leistungsfähig sind und bleiben. Wenn Sie oder Ihre Führungskräfte zu viele schlaflose Nächte verbringen und irgendwann kollabieren, wäre das ein zusätzliches Problem für Ihr Team. Achten Sie daher auch in Krisenzeiten auf sich und hören Sie auf Ihren Körper. Bewegen Sie sich, schlafen Sie regelmäßig, und nehmen Sie sich auch ein wenig Zeit für schöne Dinge (z.B. Familie, Musik), um Ihren Energiespeicher immer wieder etwas aufzuladen. Ihr Team wird es Ihnen danken.

Alles Gute für Sie und Ihre Lieben in dieser herausfordernden Zeit!

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