Suchen Sie perfekte Harmonie oder Erfolg?
Wenn wir Wirtschaftsmagazine oder Online Portale nach Lesenswertem durchkämmen, finden wir derzeit neben Artikeln, die die nächste Rezession herbeibeschwören, viele Veröffentlichungen darüber, wie die Digitalisierung unsere Welt auf den Kopf stellen wird und was wir tun müssen: um die Herausforderungen zu meistern benötigen wir „Chief Digital Officers“, „agile Teams“, „new work“ und „digital leadership“. Richtig? Natürlich haben alle recht. Irgenwie. Vielleicht. Ja klar, wir haben unser Kaufverhalten dramatisch verändert, seit es amazon gibt. Ja, wir suchen uns heute Restaurants online vor Ort und trauen der Bewertung des „Schwarms“. Ja, unser Medien-Konsumverhalten ändert sich dramatisch in Zeiten von Netflix und Co. Alles richtig. Aber mal ganz ehrlich: mir gehen die Buzzwords so langsam ganz gehörig auf die … Teetassen.
Manchmal auch provozieren
Es wird für die bereits laufenden Veränderungen keine Patent-Rezepte für unsere Unternehmen geben. Denn: jedes Wertschaffensmodell ist irgendwie anders. Von einem Faktum bin ich jedoch überzeugt: es gibt nicht die-eine-Person, die weiß, wie es am besten geht. Das Wissen, das wir benötigen werden, entsteht nämlich erst. Und zwar dadurch, dass wir bestehendes Wissen neu verknüpfen, Perspektiven wechseln und experimentieren. Damit sind wir beim Kern der Sache: wir müssen neues Wissen generieren, und dazu müssen Menschen mit unterschiedlichen Ausbildungen und Erfahrungen ihr Experten-Wissen zusammen hinterfragen, kneten, neu verbinden, und um den neuen Weg eines Unternehmens ringen. Möglicherweise geht es ja nicht um einen, sondern mehrere Wege. Eine respektvolle Streitkultur ist dazu unabdingbar, da in einem Unternehmen unterschiedliche persönliche und fachliche Interessen, aber auch unterschiedliches Erfahrungswissen zusammen kommen. Der Einkäufer sieht die Welt anders als der Produktionsleiter. Der Controller sieht die Welt anders als der Service-Monteur. Es wird nicht den-Einen geben, der weiß, wie es geht. Umso wichtiger wird es, unterschiedliche Argumente zu hören, Thesen aufzustellen und gemeinsam zu hinterfragen und mit Experimenten zu testen. Manchmal auch zu provozieren, um auf den Kern zu kommen. Erfahrungswissen und Bauchgefühl mit in die Waagschale der Entscheidungsfindung zu bringen.
Wir benötigen den Funkenschlag
Es werden und müssen unterschiedliche Meinungen dabei zu Tage treten. Ich bin davon überzeugt, dass die Art und Weise, wie im Unternehmen mit diesen unterschiedlichen Sichten der Dinge umgegangen wird, wie diskutiert, provoziert und wie Entscheidungen herbeigeführt werden, ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der bereits laufenden Transformation werden wird. Wer Harmonie sucht, wird scheitern. Eine respektvolle Streitkultur ist die Voraussetzung dafür, unsere neuen Wertangebote aus dem Wald der Möglichkeiten herauszuschälen. Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass wir uns allein durch Einrichten von Sitzecken mit Klangschalen oder der Transformation von unserer Chefs zu „Coaches“ zum Erfolg kuscheln werden. Funkenschlag entsteht durch Reibung. Und den Funkenschlag werden wir definitiv benötigten in unseren Unternehmen.
Bleiben Sie neugierig!
Trauen Sie sich, sich auf nötige –aber nicht endlose- Diskussionen einzulassen und treffen Sie dann gute Entscheidungen. Gerade den älteren Semestern empfehle ich, sich an den nötigen Diskussionen zu beteiligen und sich nicht zurückziehen. Sagen Sie erlich Dinge, die vielleicht nicht gerade „main stream“ oder en vogue sind. Fragen Sie, wenn Sie etwas nicht verstehen. Bleiben Sie neugierig! Prüfen Sie kritisch Ihr „altes Wissen“, aber auch die Wirksamkeit der neuen Methoden. Nicht alles, auf dem heutzutage „agil“ steht, hilft auch wirklich immer und überall weiter.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Der Weg zu Spitzenleistungen in Unternehmen ist nicht möglich ohne eine respektvolle Streitkultur. Wir brauchen Funkenschlag. Mit oder ohne Digitalisierung.